RB Leipzig – der Untergang des Fußballs?

Donnerstag
19
Februar

Über das Kicken im Kapitalismus und die Sehnsucht nach einem fragwürdigen Idyll
Beginn: 19:00 Uhr

Kaum etwas bringt die Fanszene hierzulande derzeit so in Wallung wie RB Leipzig. Glaubt man den zahllosen Statements, die es seit der Gründung des Klubs im Jahr 2009, vor allem aber nach seinem Aufstieg in die Zweite Liga gab – im Stadion wie in Ultra-Foren, in Fanzines wie in den sozialen Netzwerken –, dann droht mittelfristig nicht weniger als der Untergang des Fußballs mitsamt seiner geheiligten Tradition und Fankultur. Denn das „zentrale Anliegen“ des „sächsischen Kunstvereins“, so formulierte es der Chefredakteur der Zeitschrift „11 Freunde“, sei nicht das Kicken, sondern „die Profitmaximierung“: „Spitzenfußball und familienfreundliches Entertainment nach amerikanischem Vorbild, alles immer im Dienste der Marke Red Bull.“

Ein etwas merkwürdiges Argument. Schließlich sind die meisten Profiklubs längst selbst Konzerne geworden, die – so ist das im Kapitalismus notwendigerweise – Profitmaximierung betreiben und deren Funktionäre letztlich nichts anderes sind als Unternehmer. Nur verkaufen sie keine Getränkedosen, sondern die Ware Fußball und suchen sich zu diesem Zweck potente Sponsoren. Und sie brauchen – genau wie Red Bull und jedes andere Unternehmen auch – Kunden, die ihr Produkt kaufen. Dass diese Kundschaft aus Fans besteht, die davon überzeugt sind, dass der eigentliche Daseinszweck ihres Lieblingsklubs noch immer das Fußballspiel als solches ist, macht das Marketing erheblich einfacher, weil emotionale Bindung – auch über den Verweis auf „Tradition“ und „Fankultur“ – umsatzfördernd ist. Das mag herzlos klingen, aber die Totalität der kapitalistischen Vergesellschaftung hat den Fußball nun mal längst
eingeschlossen.

Um die Proteste gegen RB Leipzig und ihre Motivation, um den Fußball im Kapitalismus und um die Problematik, die mit der Romantisierung des scheinbar Ursprünglichen und Authentischen einhergeht, soll es im Vortrag von Alex Feuerherdt gehen. Der Referent ist freier Publizist und lebt in Köln. Er schreibt für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften, unter anderem für „Konkret“, die „Jungle World“ und die „Jüdische Allgemeine“.

Der Vortrag wird organisiert von der DGB Jugend Braunschweig und Ultras Braunschweig.

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19. Februar 2015