Kritik des Nationalismus

Donnerstag
27
Oktober

Beginn 19 Uhr
Referent: Thorsten Mense Soziologe, freier Autor und Journalist, tätig u. a. für die Wochenzeitung Jungle World sowie das Monatsmagazin Konkret.
Eine Veranstaltung der Antifaschistischen Gruppe Braunschweig (agb) in Zusammenarbeit mit dem Antifa-Referat des AStA der TU Braunschweig.

Die AfD feiert enorme Wahlerfolge, eine Mehrheit der Bevölkerung Großbritanniens will die EU verlassen, Katalonien will endlich auch als Nation anerkannt werden und überall in Europa werden wieder eifrig Grenzzäune und Mauern gebaut. Der Nationalismus ist zurück, heißt es allerorts. Aber war er je weg? Was ist Nationalismus überhaupt? Und warum hat sich fast jede Revolution in nationalen Begriffen definiert?

In der Linken herrscht bis heute große Uneinigkeit bezüglich über Nation und Nationalismus. Während in Deutschland «nationalistisch» mit rechtem Denken verbunden wird, gilt der Begriff in anderen Teilen der Welt als linke Selbstbezeichnung und antiimperialistische Strategie emanzipatorischer Kämpfe. Aber im Nationalismus steckte von Beginn an beides: Der Wunsch nach Emanzipation ebenso wie Gewalt und Ausgrenzung. Nationalismus führte sowohl zur Befreiung als auch zu Massenmord, zur kollektiven Einforderung gleicher Rechte als auch zur Verweigerung derselben Rechte gegenüber Anderen. Eine Kritik muss jene Ambivalenz und Widersprüchlichkeit umfassen können. In dem Vortrag wird es um Geschichte und Funktion des Nationalismus gehen, woher seine Wirkmächtigkeit kommt und was das alles mit Demokratie, Herrschaft und Kapitalismus zu tun hat.

In seinem Buch Kritik des Nationalismus setzt Thorsten Mense Nationalismus als Ideologie in Zusammenhang mit der kapitalistischen Moderne und entwirft das Bild einer Kritischen Theorie der Nation. Darüber hinaus liefert er einen historischen Überblick revolutionärer nationalistischer Bewegungen und zeichnet die Debatten in der Linken zu Nation und Nationalismus von den Anfängen bis zur Gegenwart nach. Anhand der Geschichte des linken Nationalismus wird eine Kritik des Phänomens entwickelt, die all seinen Erscheinungsformen gerecht werden soll. Das Buch zeigt die Grenzen nationaler Befreiung auf und fragt nach den Möglichkeiten antinationaler Kritik.

27. Oktober 2016