Lafote + Die Kerzen

Donnerstag
28
März

Einlass: 20:00Uhr
Beginn: 21:00 Uhr
Eintritt: 7€
Lafote: Facebook | Bandcamp | Soundcloud
Die Kerzen:Facebook

Die Jungs von LAFOTE sind schon seit vielen Jahren in der Band-Szene umtriebig (u.a. bei Findus und Sprout) und der Einfluss, den die Hamburger Schule hinterlassen hat, ist nicht zu verkennen (Blumfeld, Die Sterne). Außergewöhnlich für ihren Indie-Rock sind die treibenden Drums, die Verschnaufpausen während des Konzerts zur Seltenheit werden lassen.

Die Kerzen aus Ludwigslust singen in ihrem Dream-Pop über Moskovskaya, Pall Mall und die Flucht aus der Provinz. Garniert wird alles mit einer gut abgestimmten Portion 80er-Cheesiness, die an die Zeiten erinnern lässt, in denen große Liebesgeschichten noch in Popsongs verpackt wurden.

Lafote:

LAFOTE haben diesem ganzen Schwachsinn lange genug zugesehen. Die Band – bestehend aus Jakob Groothoff (Gesang/Gitarre), Malte Zimmermann (Schlagzeug) und Stefan Kühl (Bass) – gab bereits im Jahr 2013 erste Lebenszeichen von sich. Gemeinsam mit TRÜMMER fuhren sie schließlich im November 2014 aus Hamburg hinaus, um die Selbstbefreiung zu besingen. Dann, gerade auf dem Sprung, während die TAZ sie in ihrem Pop-Blog schon als Post-Punk-Hoffnung neben Künstlern wie ISOLATION BERLIN erwähnte, nahm sich die Band raus, entschied sich für die Zeit.
Zeit, um weiter Konzerte zu spielen, um die STERNE auf deren Tribute-Compilation zu covern („Wahr Ist Was Wahr Ist“). Nach einer kleinen Tour Ende 2017 fuhr die Band schließlich mit Produzent Helge Hasselberg (LEONIDEN, TRÜMMER) ins Sandraum Studio nach Großenrade, um ihre bis dahin erdachten Songs als Album aufzunehmen: „FIN“.
Inzwischen ist auch das Jahr 2018 fast schon ganz verbraucht, ungewöhnlich viel Zeit ist also vergangen, doch gäbe es keinen besseren Moment für das Erscheinen von „FIN“ als das JETZT. Das Debütalbum handelt von genau jenen Dingen, die uns alle angehen, die jeden Tag nerven, die überfordern, die nicht selten verschlingen und bisweilen auslöschen. „FIN“ trifft exakt das plagende Gefühl des Immer-schneller-Werdens und Verlorenseins der Jetztzeit und fasst seine Facetten in elf Songs.
Jakob Groothoff wühlt sich dabei in seinen Textzeilen durch den ganzen Alltagswahn, durch die ganze Scheiße, und macht klar, dass es sich hier um seine eigenen Erfahrungen handelt, wenn er die ersten Zeilen des Openers „Alles Liegt In Scherben“ formuliert: „Ich habe keine Kraft mehr / und ich habe auch keine Zeit / und es hat keinen Ort, den ich mir leisten kann“.

Die Jungs von LAFOTE sind schon seit vielen Jahren in der Band-Szene umtriebig (u.a. bei Findus und Sprout) und der Einfluss, den die Hamburger Schule hinterlassen hat, ist nicht zu verkennen (Blumfeld, Die Sterne). Außergewöhnlich für ihren Indie-Rock sind die treibenden Drums, die Verschnaufpausen während des Konzerts zur Seltenheit werden lassen.

Ebenso wie JOCHEN DISTELMEYER erweist sich Groothoff als eindringlicher Beobachter seiner Umgebung. Doch Groothoff inszeniert sich nicht als intellektueller Beau, sondern gibt seine Gedanken mit einer kraftvollen, direkten Poesie wieder. „Ich habe einen Knoten in meinem Kopf und ich weiß nicht, was ich tun soll“, so die Formel der Selbstaufgabe, die er in „Knoten“ zehn, zwanzig, dreißig Mal besingt.
Über LAFOTE zu sagen, sie würden nach Hamburg klingen, wäre deshalb eine allzu schlichte Vereinfachung, würde der Band nicht gerecht werden. Natürlich kann man BLUMFELD oder die STERNE hier an vielen Ecken erkennen, wenn man möchte, das leugnet auch niemand. Dennoch kreieren LAFOTE eine neue Wut, die weit brachialer und erschütternder daherkommt. In der Essenz konzentriert sich die Band auf die Tugenden des Post-Punk mit vielen, kleinen melodischen Momenten hier und da.
Stefan Kühl wuchtet mit seinen Bassläufen die Songs voran, steigt dann gezielt ebenfalls auf die Melodien ein, um diese wieder konsequent zu zerstören. Gemeinsam mit dem dosiert verspielten Schlagzeugspiel Zimmermanns hält das die Band an, schneller zu machen, weiter zu gehen, hinein in die Atemlosigkeit, hin zur durch und durch physischen Erfahrung, wie man sie jüngst von DIE NERVEN oder FRIENDS OF GAS erfahren durfte.
Wie diese schälen sich LAFOTE raus aus jener stumpfen Bequemlichkeit, die sich irgendwann so dick und breit gemacht hat. Eine Bequemlichkeit, die die Arschlöcher und Wutmobs viel zu lange zufriedenließ und selbst jetzt noch Mantras der Selbstgefälligkeit bemühen möchte: Alles gut so, wie es ist, ja, ja, ja. „FIN“ ist eine scharfsinnige Erklärung, die sich ausgesprochen dagegen sträubt.
(David Hutzel)

Die Kerzen sitzen in ihrem Kämmerlein in Ludwigslust und schreiben Popsongs, die einen mit Wärme umhüllen wie eine lang ersehnte Umarmung.
Jelly Del Monaco, Die Katze, Fizzy Blizz und Super Luci erzählten gerade Märchen vom Wegfahren, von Moskovskaya in der Straßenbahn, vom Sternenhimmel Zwanglosigkeit und von Mozzarella, als sie feststellten, dass sie gerade deutschsprachige Indiemusik neu erfunden haben, indem sie ihrem Bauchgefühl lauschten. Yung Hurn sagte einmal, jede Zeile über die er länger als 15 Sekunden nachdenkt, ist nichts. Cloud Rap auf den Punkt gebracht. Das geht auch mit Dream Pop.
Wenn dann noch 80s Einflüsse a la Prefab Sprout, Bananarama oder Tears For Fears dazu kommen, einsteht etwas, was sich am besten mit der positiven Konnotation von Cheesiness beschreiben lässt. Was sind Guilty Pleasures? Was ist Eitelkeit? Es muss nicht immer ein Resting Bitch Face hinter einer Sonnenbrille liegen.

Wenn sich dort draußen der wütende Mob wieder im eigenen Angstschweiß badet, sich im Selbstmitleid suhlt, dann setzen sich LAFOTE erst einmal ruhig dem Treiben gegenüber. Nur, um im nächsten Moment die Tobenden ihrer eigenen Lächerlichkeit preiszugeben: röhrend und laut, dann filigran und gedämpft, in jedem Fall wohlüberlegt. Die Hamburger Band bespielt genau jene Schauplätze gesellschaftlicher Zerrissenheit, an denen wir alle uns immer öfter wiederfinden.
Präsentiert von H3u60



28. März 2019