Vortrag: “Zur Situation rumänischer Arbeitsmigrant:innen in Deutschland”

Donnerstag
17
März

Corona, Spargel, Streik

Vortrag
Einlass: 18.30 Uhr
Beginn: 19 Uhr
Eintritt: kostenlos

Veranstalter*innen: In/Progress im Rahmen der Reihe “Alles muss man selber machen. Arbeitskampf und Selbstorganisierung”
Referent*in: Andrei Botorog

Arbeitsmigration nach Deutschland hat im europäischen Kontext auf Grund der EU-Arbeitnehmerfreizügigkeit neue Formen und Ziele angenommen. Diese Art der Migration unterlag früher hohen staatlichen Regulierungen, so dass bspw. mittels bilateraler Anwerbeabkommen Arbeiter:innen für die deutsche Schwerindustrie gewinnen werden sollten. Die Öffnung des deutschen Arbeitsmarktes für die osteuropäischen EU-Länder seit 2011 bewirkte, dass Arbeiter:innen nun weitaus mobiler sind – sowohl zwischen den Ländern wie auch innerhalb Deutschlands – und vor allem in den Bereichen Handwerk, Pflege, Lebensmittelindustrie und anderen Dienstleistungsbranchen tätig sind. Ein Teil dieser Migrant:innen stammt oft aus Rumänien.

Die Corona-Pandemie hat unter anderem zur Folge, dass sowohl in den Medien wie auch im politischen Diskurs neue Debatten über die Rolle rumänischer Saison- bzw. Werksarbeiter:innen geführt wurden. Im Fokus dieser Debatten standen häufig die katastrophalen Arbeitsbedingungen. Weit weniger Aufmerksamkeit hingegen, erhielten die Arbeitskämpfe und Widerstandspraktiken der Arbeiter:innen in verschiedensten Branchen

Auf Grund der Aktualität und der Veränderungen sollen zu Beginn des Vortrags, die sozio-ökonomische Situation sowohl in Rumänien als auch in Deutschland dargelegt werden, um die Gründe, Formen und Folgen der Arbeitsmigration nachzuvollziehen. Hierbei wird auf die Entstehungsgeschichte der EU-Arbeitnehmerfreizügigkeit als Projekt bestimmter Kapitalgruppen eingegangen. Daran anknüpfend werden die Besonderheiten der verschiedenen Branchen, in welchen mobile Arbeiter:innnen beschäftigt sind, erläutert.
Im Kontrast zu der angenommenen Machtlosigkeit, in den von Ausbeutung geprägten Arbeitsverhältnissen, werden aktuelle Beispiele von Widerstandspraktiken in der Landwirtschaft und der Baubranche nachgezeichnet. Anschließend kann über die Möglichkeiten zur Unterstützung von Arbeitskämpfen in Branchen bzw. Betrieben mit einem hohen Anteil an mobilen Beschäftigten diskutiert werden.

Der Referent ist muttersprachlicher Rumäne und in Deutschland aufgewachsen. Er studiert Politikwissenschaften und VWL an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main mit den Schwerpunkten Internationale Politische Ökonomie und europäische Arbeits- und Handelspolitik. Er war im Mai 2020 als Übersetzer beim Arbeitskampf rumänischer Erntehelfer:innen in Bonn-Bornheim tätig und arbeitet im DFG-Projekt „Rumänische Wanderarbeiter:innen in der deutschen Baubranche“ am Institut für Sozialforschung in Frankfurt am Main.

Der Einlass erfolgt nach dem verschärften 2G+ Prinzip: Genesene und Geimpfte (auch Geboosterte) bringen bitte einen tagesaktuellen negativen Schnelltest mit und tragen während der Veranstaltung eine FFP2-Maske. Dankeschön!

17. März 2022