Soliabend für die Falken

Beginn: 19:00 Uhr
In den frühen Morgenstunden des 30. Dezember 2019 kam es beim Winterdinx-Seminar der Falken Braunschweig durch einen technischen Defekt zu einem schweren Brand, in dessen Folge ein Genosse aus Jena ums Leben kam. Unser Mitgefühl ist bei seinen Freund*innen und Angehörigen – Rest in Power, Max! (Nachruf der Falken Jena)
Daneben haben aber auch die Organisator*innen sowie die 61 Menschen, die sich retten konnten, erhebliche finanzielle Einbußen erlitten und teilweise ihre kompletten Sachen verloren. Dem möchten wir zusammen mit In Progress mit ganz praktischer Solidarität begegnen und laden zum Soliabend, dessen Erlös den Genoss*innen der Falken zu Gute kommt. Freundschaft! 🤝

Wir trauern um Dirk

Am 30.12.2019 ist Dirk unerwartet und viel zu früh an den Folgen einer Krankheit verstorben. Er war ein langjähriger Mitstreiter und Mitgestalter, aber vor allem ein richtig guter Freund. Dirk hat uns nahezu von der Stunde Null an begleitet, mit uns gekämpft, gebaut, gefeiert und das Nexus mit Leben gefüllt. Dirk war immer zuverlässig da, wenn Hilfe, Rat oder Unterstützung gebraucht wurde. Er hat sich Problemen gestellt ohne wegzulaufen, hat vereinigt statt zu spalten. Wir sagen Danke!

Wir können uns überglücklich schätzen, so viel intensive Zeit mit dir verbracht und unvergessliche Erfahrungen mit dir geteilt haben zu dürfen. Du fehlst und wir vermissen dich.

Dirks Familie hat sich entschlossen, in seinem Sinne Spenden für Initiativen, die ihm sehr am Herzen lagen, zu sammeln. Spendet gerne an:

„Ärzte ohne Grenzen“
Stichwort: Trauerfall Dirk Reiß
IBAN: DE72 3702 0500 0009 7097 00
ODER:
„Bündnis gegen Rechts“
Sonderkonto Volkmann
Stichwort: Trauerfall Dirk Reiß
IBAN: DE75 2505 0000 0150 5679 64


Soli Konzert: Gegen rechten Bullshit jeglicher Form – gemeinsam und solidarisch für eine weltoffene Gesellschaft!

Dass gewaltbereite Faschos quasi ungestraft durch die Justiz regelmäßig in Braunschweig von sich reden machen, kotzt uns an. Dass die AfD mit ihrem Bundesparteitag in Braunschweig Ende November einen Haufen von Rassist*innen in dieser Stadt versammeln durfte, ist ekelerregend. Deshalb wollen wir gemeinsam, lautstark und mit einer deutlichen Botschaft ins neue Jahr starten: Gegen rechten Bullshit jeglicher Form – gemeinsam und solidarisch für eine weltoffene Gesellschaft! In dem Sinne wird der Erlös der Veranstaltung an das Bündnis gegen Rechts gespendet, welches u.a. breite Gegen-Proteste gegen den AfD-Parteitag organisiert und koordiniert hat und auch sonst stetig durch das Organisieren von Protestaktionen in Braunschweig zeigt, dass rechte Umtriebe nicht geduldet werden. Also kommt am Samstag, den 04. Januar zum solidarischen Feiern ins Nexus! Gemeinsam für eine weltoffene Gesellschaft!
Einlass: 19:00 Beginn: 20:00
Eintritt: 7-10€


Kritik, Utopie, Kairós – Widrigkeiten, Möglichkeit & Gelegenheit

Ab 19:00 Uhr – Küfa
Ab 20:00 Uhr – Vortrag & Diskussion mit Dr. Alexander Neupert-Doppler (IASS Potsdam) im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Utopien. Transformation. Revolution.“ von In/Progress & Nexus

Kritik ohne Utopie ist orientierungslos, Utopie ohne Kritik ist sinnlos. Als Leitbilder unserer Zeit sind z.B. der Commonismus (Simon Sutterlütti), der konstruktive Sozialismus (Holger Marcks) oder die globale Solidarität (Lisa Doppler) keine abstrakten Ideale, sondern konkrete Utopien und Ausdruck von Krisen.

Angesichts der sozialen, politischen, sexistischen und ökologischen Krisenlage unserer Zeit soll kritisch-utopisches Denken Widrigkeiten benennen und Möglichkeiten aufzeigen. Darüber hinaus geht es bei konkreten Utopien aber immer auch um ihre praktische Verwirklichung. Dafür braucht es, so das Thema des Abends, besondere Gelegenheiten.

Gegen die Idee eines kontinuierlichen Fortschritts der Geschichte haben im 20. Jahrhundert Theoretiker wie Paul Tillich, Walter Benjamin, Immanuel Wallerstein oder Antonio Negri auf die Denkfigur des Kairós, des antiken Gottes der guten Gelegenheiten, zurückgegriffen. „Nicht jedes ist zu jeder Zeit möglich, nicht jedes zu jeder Zeit wahr, nicht jedes in jedem Moment gefordert“ (Tillich).

Was aber ist ein Kairós für gesellschaftlichen Wandel? Wie kann Kritische Theorie dazu beitragen, die kairologische Gelegenheit zu erkennen, um Utopien zu verwirklichen? Welche Art von Praxis ist in der Lage mit plötzlichen Chancen gut umzugehen? Darüber wird an diesem Abend vorgetragen und diskutiert werden.


Dr. Alexander Neupert-Doppler ist wissenschaftlicher Mitarbeiter für Politische Theorie am IASS in Potsdam. Nach Büchern zu den Widrigkeiten des Staatsfetischismus (2013) und den Möglichkeiten der Utopie (2015) erschien im November 2019 sein Buch ‘Die Gelegenheit ergreifen – Eine politische Philosophie des Kairós’, womit diese Trilogie abgeschlossen ist.

Antifaschistische Proteste untertützen!

***Für das schöne Leben für alle Menschen – für vielfältige und kreative, aber vor allem gemeinsame, solidarische und entschlossene Gegenproteste Gemeinsam gegen den AFD-Bundesparteitag in Braunschweig. Wir lassen uns nicht spalten! Wir stehen zusammen – Schulter an Schulter, denn „wir woll’n die Freiheit der Welt und Straßen aus Zucker“! Also schnappt eure Lieblingsmenschen, Nachbar*innen, Kolleg*innen und seid dabei!*** ❤️🧡💛💚💙💜✊ Crash the Party: Autoritäre Sehnsüchte begraben!

Es folgt ein (unvollständiger) Rant mit Gedanken zur Kriminalisierung der Gegenproteste:

Tagtäglich gibt es rassistische, antisemitische und sexistische Gewalttaten, Übergriffe auf Journalist*innen werden zugelassen, der NSU-Komplex bleibt unaufgeklärt und die NPD nicht verboten (beides aufgrund der aktiven Mitarbeit des Verfassungsschutzes), extrem rechte Netzwerke in Bundeswehr und der hochmilitarisierten Polizei bleiben unangetastet und grundlegende Errungenschaften wie freiheitliche Menschenrechte werden Stück für Stück abgeschafft (z.B. durch die Asylrechtsverschärfungen und Neue POG). Die AfD speit im vermeintlich bürgerlichen Gewand die hinlänglich bekannten Positionen der Neuen Rechten mit dem altbewährten Konzept „Emotion und Sündenbockprinzip statt tatsächlicher, aber langfristiger Problemlösung“ ins Internet und die Welt und schafft es, dass explizit menschenverachtende Inhalte wieder in den Bereich des als „sagbar“ Deklarierten verschoben werden.

Extrem rechte Hardliner bedienen gleichzeitig konsequent die wissenschaftlich nicht haltbare „Extremismustheorie“ 🧲 – den jahrzehntelang bewährten Kampfbegriff der Neuen Rechten – und bestimmen damit den öffentlichen Diskurs: „links = Gewalt und Steineschmeißen“ und „rechts = frustrierte Jugendliche und besorgte Bürger“. Gleichzeitig wird der europäische Rechtsruck in Programm und Sprache von Parteien der konstruierten „Mitte“ mit einem bereitwilligen Nachziehen nach Rechts (und vereinzelt sogar Überholversuchen) beantwortet und nichtkommerzielle (Schutz-)Räume linker Utopien und Selbstorganisation werden ausspioniert, kriminalisiert und zerstört – dem autoritären Charakter des Staates sind diese friedlichen Orte, an denen schönere Formen des Miteinanders ganz praktisch ausprobiert werden, ein Dorn im Auge.

Die bürgerliche „Mitte“ ist der Extremismustheorie zufolge so etwas wie ein objektives, schwebendes Neutrum. Nur ist unsere Gesellschaft kein Vakuum, denn: nur weil ich mich nicht politisch positioniere, heißt das nicht, dass das keine politischen Auswirkungen hat. Alle Fragen und Themen, die viele Menschen betreffen, sind politisch: egal ob Zugang zu Bildung, Wohnraumknappheit, menschengemachter Klimawandel oder die Art, wie Arbeit organisiert wird. Wenn ich nichts gegen dagegen unternehme, wenn jemand vor meinen Augen gemobbt wird, bin ich nicht neutral, sondern Zuschauer’in oder Mittäter’in. Wenn ich nichts gegen rassistische Strukturen unternehme, von denen ich nicht betroffen bin, handle ich nicht neutral, sondern erhalte und stütze diese Strukturen und profitiere gleichzeitig selbst davon.

Die durch Kapitalismus bedingte Vereinzelung, der neoliberale Individualismus und rechte Ideologie sorgen aktiv für eine Spaltung der Menschen und macht sie deshalb umso verletzlicher. Wenn wir eins aus der Geschichte lernen können, dann, dass die Shoah, Porajmos sowie die massenhafte Verfolgung politischer Gegner*innen im Nationalsozialismus nicht möglich wurden, weil *Opfermythos* „Hitler die Massen verführt hat“, sondern weil die breite Masse der Gesellschaft es zugelassen hat, indem sie keinen Widerstand geleistet hat, als Rassegesetze erlassen und Nachbar*innen deportiert wurden, bis dieser Gegenprotest gar nicht mehr möglich schien.

Deshalb muss es heutzutage gerade an den Menschen sein, die nicht aufgrund von Kriterien wie der Farbe ihrer Haut tagtäglich rechten Angriffen ausgesetzt sind, sich solidarisch zu zeigen und über alle individuellen Unterschiede hinweg Zusammenhalt zu demonstrieren und auch konkret im sozialen Nahfeld zu unterstützen. Dazu braucht es breiten, vielfältigen, inklusiven und geschlossenen Protest in Sicht- und Hörweite der menschenverachtenden Demagog_innen. Und die Geschichte lehrt, dass es immer entschlossenen antifaschistischen Protest braucht. Die gut gemeinten Lichter- und Menschenketten der 1990er haben Neonazist_innen nicht von Pogromen abgehalten und auch Aktionen wie #wirsindmehr-Profilbilder dienen eher der Stärkung der eigenen Moral als dass sie die alltäglichen Übergriffe auf den Straßen verhindern. Verena Weidenbach verfasste neulich ein Plädoyer für die Stigmatisierung der AfD: Artikel bei zeit.de .

❤️🖤 Das (und noch viel mehr) im Blick, plädieren wir für vielfältige und kreative, aber vor allem gemeinsame, solidarische und entschlossene Gegenproteste gegen den Bundesparteitag der AfD in Braunschweig. Wir lassen uns nicht spalten! Wir stehen zusammen – Schulter an Schulter gegen Faschismus, Neonazismus, Rassismus, Antiziganismus, Sexismus, Sozialchauvinismus, Cis-Heteronormativität und völkischen Nationalismus, weil wir ein schönes Leben für alle Menschen wollen. ❤️🖤